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Schlanke Lagerverwaltung – Ein Leitfaden für KMUs
InventarisierungTipps
Lesezeit 8 Minuten

Schlanke Lagerverwaltung – Ein Leitfaden für KMUs

Schlanke Lagerverwaltung ist eine Methode, die die weithin in Produktionsumgebungen eingesetzten schlanken Prinzipien heranzieht und sie auf die Lagerhaltung anwendet. Indem sie sich darauf konzentriert, Verschwendung zu verringern, hilft eine schlanke Lagerverwaltung Unternehmen, ihre Bestandsprozesse fortlaufend zu optimieren.

schlanke-Lagerverwaltung

Einführung

In Anbetracht der gravierenden Störungen in der Fertigungsbranche in den letzten paar Jahren verspüren kleine und mittelgroße Unternehmen (KMUs) erhöhten Druck, ihre Tätigkeiten eng zu verwalten. Wenn sie Kosten kontrollieren und Prozesse optimieren, können KMUs mit den Auswirkungen von Tarifen, Handelskriegen, Pandemien und anderen Ereignissen besser umgehen.

Doch was ist mit der Lagerverwaltung? Während optimierte Fertigungstätigkeiten eine gute Sache sind, lassen sich die gleichen effizienzvorantreibenden Prinzipien auch auf die Lagerverwaltung anwenden – und eine der besten Methoden hierfür ist die schlanke Lagerverwaltung.

Was ist schlanke Lagerverwaltung?

Die schlanke Lagerverwaltung ist die Anwendung schlanker Prinzipien auf Lagerumgebungen. Sie hat das Ziel, Verschwendung zu verringern und die Effizienz der Bestandsprozesse voranzutreiben.

Schlanke Methoden haben sich aus dem von Kiichiro Toyoda erdachten Toyota Management System entwickelt. Dieses bestand aus mehreren Schlüsselkomponenten, darunter die Identifikation von Wert, die Abbildung von Wertströmen, die Etablierung eines „Pull“-Systems und die Wiederholung von Prozessen für fortlaufende Optimierungen.

Diese Prozessoptimierungen konzentrierten sich auf mehrere Verschwendungsarten, unter anderem:

  • Überproduktion
  • Bestand
  • Unnötige Bewegung
  • Defekte
  • Überverarbeitung
  • Wartezeiten
  • Transport

Indem der geschlossene Kreislauf auf diese Verschwendungsarten konzentriert wird, kann ein optimiertes System geschaffen werden, das die treibende Kraft für Optimierungen wird. „Schlank“ wird dann Teil der Unternehmenskultur und seiner Denkweise über die Produktion.

Mit dem Erfolg schlanker Methoden im Produktionsbereich haben viele Unternehmen begonnen, diese Werkzeuge und Techniken auch in anderen Bereichen einzusetzen, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen – Verschwendung zu verringern und Optimierung zu schaffen, um Mehrwert zu erhalten.

Schlanke Denkweisen werden heutzutage in vielen Unternehmensarten außerhalb der Fertigungsbranche eingesetzt, beispielsweise im Einzelhandelsmanagement, in öffentlichen Versorgungsunternehmen und Dienstleistern, in der Stadtverwaltung und mehr. Sie haben sich außerdem als praktisches Werkzeug in der Lagerverwaltung erwiesen. Indem dieselben Methoden auf dieselben Verschwendungsklassen angewendet werden, kann die Lagerverwaltung ähnlich wie die Produktion viele Vorteile realisieren.

Die Anwendung von schlanken Werkzeugen in der Lagerverwaltung

Eines der bekanntesten schlanken Werkzeuge ist die 5S-Methode

5S bezieht sich auf:

  • Sortieren
  • Systematisieren  
  • Säubern
  • Standardisieren
  • Selbstdisziplin und ständiges Verbessern

Dieses Werkzeug wird bei der Umstellung auf schlanke Methoden eingesetzt sowie während ihrer Anwendungsdauer in der Produktion. Betrachten wir uns im Folgenden, inwieweit sich die 5S hier zwar gelten, aber sich von denen der Produktion unterscheiden.

Sortieren

In der Produktion werden Teile, Stücke, Werkzeuge und physische Bauteile für die Erledigung der Aufträge sortiert und zusammengetragen. Bei der Lagerverwaltung werden in diesem Schritt hingegen nötige und unnötige Praktiken und Ressourceneinsetze identifiziert. Dieser Prozess hilft den Teammitgliedern, Bottlenecks zu finden und unnötige Prozesse auszumerzen, während jene erkannt werden, die erhalten bleiben sollen.

Systematisieren

Dieser Schritt funktioniert in der Lagerverwaltung genauso wie in der Produktion. Nach der Sortierung der Prozesse werden die unnötigen entfernt und die nötigen erhalten. Es könnte möglich sein, viele der nötigen Prozesse zu optimieren, indem überflüssige Schritte entfernt, Schritte automatisiert oder Aufgabenstrukturen verändert werden, um sie zu beschleunigen und die Genauigkeit zu erhöhen. In der Lagerverwaltung könnte dies Dinge einschließen wie:

  1. Verbesserung der Zugänglichkeit von Bestand und Ressourcen, die am häufigsten eingesetzt werden.
  2. Umgestaltung der Lagerhallenanordnung zur Verbesserung von Transport und Picking-Aufgaben
  3. Untersuchung des Workflows in Bezug auf die Mitarbeiternähe, um Schritte für Mitarbeiter zu verringern.

Säubern

Die Produktion hat schon vor langer Zeit die Wichtigkeit von Housekeeping als Indikator für Disziplin und die Ausmerzung von Verschwendung erkannt. In der Lagerhaltung ist das nicht anders. Viele dieser Schritte zur Lagerhallenoptimierung sind simpel und sollten während der Picking-Tätigkeiten erfolgen. Dieses Housekeeping umfasst die Verringerung von Schrumpffolie, leere Paletten zur Bereitstellungsfläche zu bringen, Klebebänder zu ersetzen oder Kartons zu zerkleinern und zu entsorgen. Dadurch sieht eine Lagerhalle nicht nur besser aus, sondern es werden auch viele unnötige Schritte – oder verschwendete Bewegungen – entfernt, die Lagermitarbeiter andernfalls machen müssten, wodurch ihre Arbeitseffizienz sinken würde.

Standardisieren

Nachdem in der Produktion Sortieren, Systematisieren und Säubern eingerichtet sind, muss standardisiert werden. Gleiches gilt in der Lagerverwaltung. Diese Harmonisierung umfasst standardisierte Etiketten, gleiche Verpackungsformate, uniforme Klebebandlängen zum Verschließen von Kartons, die Einhaltung der korrekten Transitpfade (ob nur in eine Richtung oder in beide). All das lässt sich standardisieren, was zu weniger Aufwand, Zeit und Materialeinsatz führen wird.

Selbstdisziplin und ständiges Verbessern

Eine schlanke Produktion hält diese Veränderungen und Verbesserungen durch gut durchdachte Standardverfahren aufrecht. In der Lagerverwaltung ist das auch so. Lagerhallen können von sinnvollen und effektiven Standardverfahren für Einlagerung, Picking, Verpacken, Be- und Entladen von LKWs und vielem mehr ebenfalls profitieren. Wie in der Produktion lassen sich Standardarbeiten erstellen, die die Ausführung bestimmter Tätigkeiten beschreiben, und Mitarbeiter anlernen, damit sie diese besten Verfahren stets befolgen.

Spezifische Vorteile der schlanken Lagerverwaltung

Unabhängig der Ähnlichkeiten gibt es Unterschiede, inwiefern Lagerverwaltung und Produktion schlanke Methoden einsetzen. Aufgrund dessen sind einige Erwägungen spezifisch oder müssen angepasst werden, um auf die schlanke Lagerverwaltung angewendet werden zu können. Der Schwerpunkt liegt jedoch immer noch auf Verschwendungen und Prozessoptimierungen.

Daten

Da Bestand extrem transaktionsbehaftet ist, sollten Daten nur einmal ins System eingetragen werden. Dies wird durch Einsatz eines MRP- oder ERP-Systems mit solider Bestandsmanagement-Komponente unterstützt. Die Automatisierung von Bestandsdaten, sodass diese nur ein einziges Mal verarbeitet werden, bedeutet, dass Abstimmungen, Anpassungen und andere Wartungsfunktionen weniger häufig anfallen. Das System erhält dadurch hochwertige und genaue Daten, auf die im MRP- und ERP-System zugegriffen werden kann.

Lagerplatzverwaltung

Durch Automatisierung im Bestandsmanagement kann außerdem die Lagerplatzverwaltung genutzt werden. Wenn die Daten aus der Produktion nahezu Echtzeit-Daten sind, muss der Bestand mit seinen Kapazitäten auf dem Laufenden bleiben. So werden optimierte Picking-Strategien, die von Computer-Einblicken vorgeschlagen werden, sowie die Verfügbarkeit von Echtzeit-Bestand und unfertigen Erzeugnissen erhalten.

Lieferantenmanagement

Schlanke Methoden im Lagermanagement umfassen Standardisierungen. Das bedeutet, dass Lieferanten angewiesen werden sollten, Standard-Etiketten zu erstellen, die von Barcode-Lesern und anderen Automatisierungsgeräten in der Einrichtung gelesen und gescannt werden können.

Auftragsmanagement

Da Automatisierung der Schlüssel für schlanke Lagerhaltung ist, können Aufträge für Material, Bereitstellung, Picking usw. Schritt halten mit Echtzeit-Datenflüssen von Fertigungs-„Pull“-Anfragen aus dem Bestand. Da alles automatisiert ist, lassen sich diese Daten leicht in einem System mit laufender Inventur verwenden, damit Entscheidungen in Beschaffungs-, Logistik- und anderen Lieferkettenfunktionen anhand von Echtzeit-Daten und -Einblicken getroffen werden.

Verbesserte Sichtbarkeit

Viele Produktionsunternehmen haben mit saisonalen Schwankungen zu tun. Die besten Verfahren für schlanke Lagerverwaltung können helfen, mit den Hochs und Tiefs von saisonbedingter Nachfrage umzugehen, da Prozesse standardisiert sind. Manager und Entscheidungsträger können so wissen, wann mehr (oder weniger) Arbeitskräfte benötigt werden, weil saisonale Aspekte während Phasen mit hoher und niedriger Nachfrage gleich gehandhabt werden.

Lagerkosten

Im Gegensatz zur Produktion haben Bestand und Lagerhaltung oft unterschiedliche Platzbedarfe. Durch Automatisierung ermöglichte schlanke Verfahren können eingesetzt werden, um optimierte Picking- und Kitting-Strategien zu entwickeln. Weiterhin kann Überbestand und damit der Bedarf nach teuren zusätzlichen Lagerflächen vermieden werden.

Wie schlanke Lagerverwaltung KMUs unterstützt

Den meisten KMUs fehlt es an der Ressourcentiefe, die Großunternehmen und internationale Produktionsunternehmen haben. Das bedeutet, dass sie dazu in der Lage sein müssen, jene Ressourcen zu optimieren, die ihnen zu Verfügung stehen.

Schlanke Lagerverwaltung in KMUs kann Vorteile liefern wie:

  • Niedrigere Kosten
  • Besserer Arbeitskräfteeinsatz
  • Erhöhte Genauigkeit
  • Weniger administrative Aufgaben

Natürlich ist der Schlüssel für die Verwirklichung dieser Vorteile eine robuste ERP/MRP-Software, die effektive Bestandsfunktionen mitbringt. KMUs können sich dadurch auf ihre Kerntätigkeiten konzentrieren und müssen weniger Ressourcen und weniger Zeit für die Lagerverwaltung aufwenden. Weiterhin können sie über alle Verschwendungsarten hinweg Verschwendung in ihrer Lagerverwaltung reduzieren – was eine schlanke Lagerverwaltung für KMUs zu einer sinnvollen und wertvollen Entscheidung macht.

Die wichtigsten Schlüsselpunkte

  • Schlanke Methoden setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen, darunter die Identifizierung von Wert, die Abbildung von Wertströmen, Fluss zu schaffen, ein „Pull“-System zu errichten und den Prozess zu wiederholen, um ihn fortlaufend zu optimieren.
  • Dieser geschlossene Kreislauf konzentriert sich anschließend darauf, Verschwendung auszumerzen wie Überproduktion, überschüssigen Bestand, unnötige Bewegungen, Defekte und Überverarbeitung, Wartezeiten und Transport.
  • Eines der besten Werkzeuge für schlanke Lagerverwaltung ist 5S: Sortieren, Systematisieren, Säubern, Standardisieren und Selbstdisziplin und ständiges Verbessern
  • Sortieren wird eingesetzt, um nötigen und unnötigen Einsatz von Praktiken und Ressourcen zu finden. Dieser Prozess hilft Teammitgliedern, Bottlenecks zu identifizieren und unnötige Prozesse auszumerzen, während jene bestimmt werden, die erhalten bleiben sollen.
  • Nach der Sortierung der Prozesse werden durch Systematisierung viele der nötigen Prozesse optimiert, überflüssige Schritte entfernt, Schritte automatisiert oder die Aufgabenstruktur verändert, um zu beschleunigen und die Genauigkeit zu erhöhen.
  • Säubern wird eingesetzt, um die Einrichtung durch Housekeeping-Schritte im Picking-Prozess aufgeräumt zu halten. So sollten Picker beispielsweise weniger Schrumpffolie verwenden, leere Paletten aufräumen, Kartons entsorgen usw.
  • Standardisierung umfasst standardisierte Etiketten, gleiche Verpackungsformate, uniforme Klebebandlängen für den Verschluss von Kartons, die Einhaltung der richtigen Transitpfade (ob in eine Richtung oder in beide). All das sorgt für weniger verschwendete Arbeit, Zeit und Material.
  • Selbstdisziplin und ständiges Verbessern bedeutet, die eingerichteten Standardverfahren einzuhalten. Lagerhallen können von gut durchdachten und effektiven Standardverfahren für Einlagerung, Picking, Verpackung oder Be- und Entladen von LKWs profitieren.
  • Schlanke Verfahren können in der Lagerverwaltung Vorteile bringen, wie geringere Kosten, besserer Arbeitseinsatz, erhöhte Genauigkeit und die Verringerung von administrativen Tätigkeiten.
  • Der Schlüssel für die Verwirklichung der Vorteile der schlanken Lagerverwaltung ist eine ERP/MRP-Software mit geeigneten Funktionen fürs Bestandsmanagement.

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Karl H Lauri
Karl H Lauri

Seit mehr als 4 Jahren arbeitet Karl bei MRPeasy mit dem Hauptziel, kleine Hersteller und Händler mit nützlichen Informationen zu versorgen. Er arbeitet gerne mit anderen Branchenspezialisten zusammen, um seine Artikel mit realen Einblicken zu ergänzen, wobei er sich besonders darauf konzentriert, das Feedback von Herstellern zu nutzen, die gerade MRP-Software implementieren. Karl hat auch mit angesehenen Publikationen im Fertigungsbereich zusammengearbeitet, darunter IndustryWeek und FoodLogistics.

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